Meine erste Flüssigseife - Cold-Process Verfahren (CP)

Ich habe schon einige feste Seifen mit NaOH gesiedet doch wurde aus dem Freundes- und Bekanntenkreis immer mal wieder darauf angesprochen, ob ich nicht auch einmal eine Flüssigseife herstellen kann. Nicht jeder kann sich mit einem festen Stück Seife anfreunden und das ist völlig in Ordnung.
Da ich möglichst viel von den guten Inhaltsstoffen meiner Zutaten erhalten möchte, kam für mich auch bei einer Flüssigseife nur das Kaltrührverfahren (Cold-Process) infrage. Dazu gibt es leider weniger Literatur als zum Heißrührverfahren von Flüssigseifen, aber immer noch genug um zu starten.
,Meinen ersten Versuch habe ich hier dokumentiert. So viel kann ich vorweg nehmen - es ist etwas Schönes daraus geworden :)

Die Vorbereitung

Welche Utensilien ich zur Seifenherstellung brauche:

  • Schutzkleidung: Schutzbrille, (laugenfeste) Handschuhe und langarmigen Kittel

  • Edelstahltopf ca. 3l, Pürierstab, Schneebesen, Esslöffel, Teigschaber (alles aus Edelstahl oder laugenfestem Polypropylen)

  • zwei Messbecher (aus laugenfestem Polypropylen)

  • abwischbare Plastikunterlage

Was eignet sich für den ersten Flüssigseifen-Versuch?

Dazu habe ich viele Youtube-Videos und Blogbeiträge angesehen. Zu Olivenöl habe ich immer wieder positive Erfahrungen gelesen, daher ist dies ein wesentlicher Bestandteil meiner Rezeptur geworden. Ich habe mich für eine Mischverseifung aus KOH und NaOH entschieden, da ich öfter auf den Hinweis gestoßen bin, dass dies am Ende dafür sorgt, dass die Flüssigseife eine bessere Konsistenz erhält und schön dickflüssig ist. Reine KOH-Flüssigseifen sollen angeblich recht dünnflüssig werden. Außerdem habe ich mich für das Cold-Process statt Hot-Process Verfahren entschieden u.a. da dies tatsächlich nach weniger Rühr-Aufwand aussah ^^ Die Seife muss zwar über Nacht durchgelen aber dafür spart man auch etwas Strom, da der Pürierstab eine wesentlich kürzere Zeit zum Einsatz kommt.

Inhaltsstoffe meiner ersten Flüssigseife:

  • natives Bio-Kokos- und Bio-Rizinusöl für die Schaumbildung

  • unraffiniertes (grünes) Bio-Avocadoöl, kaltgepresstes Oliven- und Rapsöl (high-oleic) für die Pflege

  • etwas Puderzucker

  • KOH und NaOH

  • sowie destilliertes Wasser

Nachdem ich unzählige Videos angeschaut habe und mir Notizen zum Ablauf und Learnings in den Videos gemacht habe, habe ich ein Rezept mit dem englischsprachigen Rezepterechner Soapee.com erstellt. Das tolle ist, dass man dort alle Maßeinheiten für sich passend einstellen kann und neben NaOH und KOH Verseifung auch die Mischverseifung ausgewählt werden kann. Zudem werden Eckdaten zum Rezept ausgegeben (Stabilität, Schaumigkeit, Lebensdauer, …), davon betrifft aber nicht alles Flüssigseifen, sondern auch die normale Stückseife.
Bitte unbedingt im Voraus sicherstellen, dass alle Öle in benötigter Menge vorhanden sind. Mir ist es wieder einmal passiert, dass ich einige Öle “auf einmal” doch nicht mehr da hatte und dann das Rezept vor Beginn neu rechnen musste.

Als Rezept und Ablaufplan standen und ich mir einen passenden Abend ausgesucht habe, habe ich alle benötigten Utensilien und Rohstoffe bereitgestellt und den Arbeitsbereich und die Geräte desinfiziert. Dann ging es los.

 

Der Seifenpasten-Herstellprozess

1. Die Rohstoffe abwiegen

Nachdem alle Utensilien und Rohstoffe bereit stehen, werden am besten alle (!) Rohstoffe vorab abgewogen und bereitgestellt, damit nichts vergessen wird und es beim Rühren des Seifenleims später schnell gehen kann.

2. Die Lauge herstellen

Das Anrühren der Mischlauge geht recht fix, da es hier gegenüber dem Anrühren der NaOH-Lauge nicht auf die Temperatur ankommt und sie auch recht schnell im kalten Wasserbad runterkühlt. Ich habe meine Lauge bei 65°C zu den Ölen gegeben. Wichtig ist die Lauge durch ein feinmaschiges Sieb zu den Ölen zu geben, damit keine Laugenstückchen, die sich nicht aufgelöst haben, miteingerührt werden. Das könnte später bei Benutzung gefährlich werden auf der Haut.

3. Erstes Rühren des Seifenleims

Ich habe in der ersten Runde den Leim 4-5 Minuten abwechselnd mit dem Pürierstab und meinem Teigschaber gerührt. Ich habe darauf geachtet, dass der Seifenleim immer in Bewegung ist und die Öle und Lauge haben sich auch gut verbunden. Dann habe ich den Messbecher mit Frischhaltefolie abgedeckt und 55 Minuten stehen lassen.

4. Vor dem 2. Rühren des Seifenleims

Man kann erkennen, dass sich nach Ablauf der 55 Minuten etwas Öl auf dem Seifenleim abgesetzt hat. Zudem war der Seifenleim kaum angedickt und flüssig.

5. Zweites Rühren des Seifenleims

Mit dem Pürierstab und Teigschaber habe ich weitere 3 Minuten gerührt und dabei ist der Seifenleim spürbar angedickt (Puddingkonsistenz). Dann habe ich wieder die Frischhaltefolie auf den Messbecher gegeben und ihn weitere 20 Minuten stehen lassen.

6. Fertig gerührter Seifenleim

So sieht der Seifenleim nach den 20 Minuten aus und muss nicht mehr weiter gerührt werden. Die Konsistenz ist deutlich fester aber mit dem Teigschaber immer noch rührbar. Außerdem sieht man, dass die Masse anfängt zu gelen und der Messbecher ist auch durch die Handschuhe deutlich warm. So habe ich den Messbecher wieder abgedeckt und in einen Behälter an einen warmen Ort in der Wohnung gestellt, wo der Seifenleim nun über Nacht durchgelen kann.

7. Durchgegelte Seifenpaste

Nach knapp einem Tag sah die Seifenpaste schön durchgegelt aus.

8. Die Tests

Um zu bestimmen, ob die Seifenpaste schon bereit ist für die Weiterverarbeitung habe ich einen Klarheitstest und einen pH-Test gemacht. In einem Becherglas habe ich etwas von der Seifenpaste mit destilliertem Wasser verrührt und geschaut, ob es klar bleibt und man “Test” lesen kann ohne dass es milchig erscheint. Das passte. Und ein pH-Test hat einen Wert zwischen 8 und 9 ergeben. Also alles bereit für das Verflüssigen der Seifenpaste.

 
 

Weiterverarbeitung der Seifenpaste zu Flüssigseife

Angießen

Ich habe als erste Probe 75 Gramm von der Seifenpaste entnommen und gleich viel destilliertes Wasser dazugegeben und leicht verrührt. Nun muss das Gefäß einige Zeit stehen bleiben, bis die Seife das Wasser aufgenommen hat und flüssiger wird. In Youtube Videos hatte ich schöne Ergebnisse mit einem Verhältnis von 1:1 und 1:1,2 (Seife zu Wasser) gesehen. Daher habe ich erst einmal 1:1 ausprobiert, um eventuell Wasser nachgießen zu können. Ist die Seife erst einmal zu dünn, ist es schwierig sie dickflüssiger zu machen.

Nach 22 Stunden

Leider hat sich die Seifenpaste auch nach fast einem Tag noch nicht komplett aufgelöst. Ich konnte aber schon feststellen, dass der flüssige Teil kein reines Wasser mehr ist, sondern sich schon gut mit der Paste verbunden hat. Die Endkonsistenz ist aber noch nicht ersichtlich. Ich habe gelesen, dass es wichtig sei die nächste Portion Wasser erst unterzurühren, wenn das zuvor hinzugegebene Wasser zu 100% von der Paste aufgesogen wurde, da Seife und Wasser sich sonst nicht homogen vermischen. Also weiter warten.

Nach 72 Stunden

Das nächste Mal habe ich mir die Seife nach 72 Stunden vom ersten Zusammenrühren mit Wasser angeschaut. Alles hat sich aufgelöst und die Seife hatte eine tolle honigähnliche Konsistenz. Dann habe ich Konservierer und Duft hinzugegeben, was beides die Seife spürbar hat andicken lassen. Also habe ich wieder etwas Wasser untergerührt bis die gewünschte Konsistenz erreicht war.

Das Einfärben

Als letztes habe ich noch etwas goldenes bzw. grünes Mica mit Schimmer hinzugegeben. Das brauchte wirklich nicht viel sein und verleiht der Seife einen tollen farbigen Schimmer.

Letzter Test

Zum Schluss habe ich noch einen pH-Test vor Gebrauch gemacht. Dieser lag zwischen 7 und 8, was super ist. Die Seife kann also ausprobiert werden! :)

Das Endergebnis

MEINE ERSTE FLÜSSIGSEIFE

Die gleiche Seife mit unterschiedlichen Micas eingefärbt und unterschiedlich beduftet.

 

Mein Fazit

Ich bin super überrascht wie unaufwendig die Herstellung gegenüber dem war, was ich im Internet gelesen hatte. Ich musste nicht viel rühren und es gab keine Unfälle. Die Flüssigseife hat jedoch ihre Zeit gebraucht, vor allem beim Verflüssigen. Da hätte ich wirklich nicht gedacht, dass ich um die 3 Tage benötige, um die gewünschte Konsistenz zu erreichen.

Die Seife sieht nach dem Einfärben super aus, auch in der Hand und die Düfte (0,5 %) sind auch schön geworden. Beim Händewaschen ist die Seife super cremig und schäumt zart. Meine festen Seifen schäumen zwar mehr, aber das finde ich nicht störend.

Das einzige das mir aufgefallen ist ist, dass sich meine Hände nach dem Waschen mit der Flüssigseife ganz leicht stoppend anfühlen. Vielleicht liegt das am Überfettungsgrad von nur 3% oder am sehr kalkhaltigen Hamburger Leitungswasser. Bei meinen festen Seifen nehme ich Überfettungsgrade zwischen 7 und 10% und hier fühlen sich meine Hände nach dem Waschen immer seidig an. Vielleicht probiere ich beim nächsten Mal 4-5% ÜF aus. Ich hatte zuvor gelesen, dass bei Flüssigseifen nicht so hohe Überfettungsgrade wie bei Stückseife erreicht werden können, da sonst kein schönen Ergebnisse mehr erzielt werden.

Noch hübsch verpackt ist die Flüssigseife ein tolles Geschenk für Familie, Freunde und Bekannte :)

Nachtrag

Nach ca. 6 Monaten hat sich der pH-Wert der Seifenpaste bei 7 eingependelt. Das Verflüssigen mit destilliertem Wasser geht schneller (nur noch 1-1,5 Tage) und die Hände fühlen sich nicht mehr so stoppend an wie mit der frisch hergestellten Seife. Allerdings fühlen sich meine Stückseifen immer noch besser an den Händen beim Händewaschen an. Ein Update zu einer neuen Flüssigseife mit 4-5% ÜF folgt demnächst, da meine Seifenpaste nun leer ist.

♡♡♡

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